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Interview und Artikel in der Zeitschrift Whitewall.
LEICA Kamera Blog
November 2, 2020
Meine Serie SAMSA ist in der Zeitschrift Leica Kamera BlogDank an das Leica Team!
Neben einigen Bildern aus der Serie können Sie auch ein Interview dazu lesen.
Hier können Sie einen Auszug aus dem Interview lesen, den ganzen Text finden Sie auf der Seite der Leica Galerie.
Es ist immer schön, mit interessierten Menschen über seine Arbeit zu sprechen...
Hier ist ein Ausschnitt aus dem Interview:
Mit Pinzette, Handschuhen und einer Leica SL2 inszenierte Florian W. Müller winzige Insekten in sehr großen Räumen. Das Ergebnis sind psychedelische und technisch perfekte Bilder, die die Makrofotografie in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
In welchem fotografischen Genre haben Sie ursprünglich gearbeitet? Wie sieht Ihre fotografische Arbeit normalerweise aus?
Meine Arbeit als künstlerische Fotografin wird maßgeblich durch Formen und abstrakte Kompositionen, wie Mehrfachbelichtungen oder Verfremdungen, bestimmt. Im weitesten Sinne mache ich viel Stillleben und Objektfotografie, aber auch Architektur und Landschaft. Als Werbe- oder Auftragsfotograf habe ich oft Menschen vor der Linse, sei es für Porträts oder Firmenpräsentationen; auch Autos. In diesem Fall habe ich großes Glück, denn durch meine künstlerische Arbeit habe ich oft freie Hand und kann sogar künstlerische Techniken anwenden. Für Porsche China habe ich zum Beispiel das Auto dreifach belichtet und in verschiedenen Stadtkulissen inszeniert.
Was hat Sie dazu inspiriert, Insekten für ein Fotoprojekt zu verwenden?
Ich war schon als Kind von Insekten fasziniert. Mein Vater war ein großer und kenntnisreicher Naturfreund, und das habe ich von ihm geerbt. Ich finde die Insektenwelt eine kleine, bizarre, aber auch schöne Welt, die sich einem erschließt, wenn man nur genau hinsieht. Diese Welt wollte ich schon lange zeigen, ich habe schon vor Jahren begonnen, Exponate zu kaufen und zu fotografieren. Auf Dauer war das aber sehr kostenintensiv, da ich die Exemplare nicht behalten, sondern nur fotografieren wollte.
Wie haben Sie es geschafft, an die Exemplare zu kommen?
Im vergangenen Jahr hatte ich eine angenehme Zusammenarbeit mit dem Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt. Durch diese Verbindung kam ich in Kontakt mit dem Deutschen Entomologischen Institut Senckenberg. Der dortige Leiter hat meiner Anfrage schnell zugestimmt. Mir wurde auch ein Kollege zugeteilt, der mir bei der Suche nach den besten Exemplaren aus der riesigen Sammlung sehr behilflich war und der mir alle Fragen beantworten und mich unterstützen konnte. Ich konnte mir im Institut ein kleines Atelier einrichten und habe dort insgesamt drei sehr angenehme Tage gearbeitet.
Wie genau sind Sie bei der Aufnahme der Bilder vorgegangen?
Das kleine Fotostudio bestand aus einer selbstgebauten Tischvoute und zwei LED-Dauerleuchten. Damit die Insekten möglichst wenig berührt werden und frei schweben können, habe ich eine Art Plattform aus Kork und einem Magnetsystem gebaut, so dass ich im Nachhinein praktisch nichts ausschneiden musste.
Welche Rolle hat die Nachbearbeitung bei diesem Projekt gespielt? Wie wurde der schillernde Effekt erzeugt?
Es war kein unbedeutendes Exemplar. Käfer haben oft die schönsten Farben und schillernde Effekte. Diese Brillanz verblasst jedoch im Laufe der Jahre, sie wird etwas stumpfer. Ich habe in der Nachbearbeitung einige Farben hinzugefügt, oft um die ursprünglichen Farben zu betonen, manchmal aber auch, um einen bestimmten Effekt zu erzielen, den man in dieser Form in der Natur nicht findet. Das führt immer zu unterhaltsamen Gesprächen über das Bild.
Steckt hinter dem Projekt eine Botschaft, oder sollte es nur auf technischer Ebene gewürdigt werden?
Eigentlich möchte ich die technische Raffinesse in den Hintergrund rücken: Sie ist da, sie ist die Grundlage dieser Fotos, aber sie ist auch ein elegantes Understatement. Ganz im Sinne von Leica ist die technische Perfektion der Bilder eine einfache Tatsache. Ich möchte, dass sich der Betrachter auf die Objekte konzentriert - dass er fasziniert und neugierig ist und dann einen Käfer draußen im Garten aus einer anderen Perspektive sieht. Ich freue mich, wenn die Bilder Emotionen wecken, denn das ist grundsätzlich notwendig, wenn man sich mit etwas mehr als nur oberflächlich beschäftigen will. Es ist mir egal, ob die Emotion zunächst Ekel ist; das Normale ist, dass man dann genauer hinschaut und Details entdeckt, die normalerweise verborgen sind: "Oh, das ist das Auge?", höre ich zum Beispiel oft. Ein Aspekt des Werks ist klar: Das Insektensterben ist real. Das ist der bedauerliche Ausgangspunkt für eine ganze Kette von durch den Menschen verursachten Ungleichgewichten in der Natur. Es gibt keine große Lobby für Insekten, viele halten sie nur für klein und lästig. Ich möchte ihre vielen Facetten zeigen (nicht nur die in ihren Augen), wie bizarr schön sie sein können, und dass es sich lohnt, sie zu erhalten. Es lohnt sich nicht nur, sondern ist für ein gesundes Gleichgewicht in der Natur unerlässlich.
Mit diesem Projekt stoßen Sie an die Grenzen der Fotografie, und Sie sind generell experimentierfreudig. Glauben Sie, dass es auf dem Gebiet der Fotografie noch viele neue Entdeckungen zu machen gibt?
Es wird immer wieder Neues geben, das es zu entdecken gilt. Die Welt dreht sich weiter, kein Tag ist wie der andere, und der technische Fortschritt (oder die Kombination von alten und neuen Techniken) lässt immer wieder Raum für neue Wahrnehmungen und Erkenntnisse in den unterschiedlichsten Richtungen. Wir haben noch lange nicht alles gesehen und noch viel weniger alles fotografiert.
Interview: LFI Online Team